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Hans Fallada

Kleiner Mann, was nun?

Bühnenbearbeitung: Luk Perceval

ca. 3 Stunden (eine Pause)

Die frühen 30er Jahre, Deutschland in der Weltwirtschaftskrise. Der Buchhalter Johannes Pinneberg hat die Verkäuferin Emma »Lämmchen« Mörschel geheiratet, die ein Kind von ihm erwartet. Dem Beginn der glücklichen Ehe wird jedoch ein erster herber Dämpfer verpasst, als Pinneberg wegen einer Intrige seine Stelle verliert. Die beiden ziehen aus ihrer norddeutschen Kleinstadt ins Haifischbecken Berlin. Pinnebergs extravagante Mutter Mia und ihr halbseidener Freund Jachmann vermitteln ihm zwar eine Stelle als Verkäufer in einer Herrenmodeabteilung, doch auch die ist nicht von Dauer. Einerseits tobt das Leben in der flirrenden Metropole, andererseits geht pure Existenzangst um. Die Nazis bekommen mehr und mehr Zulauf. Die Zeiten werden immer düsterer und prekärer. Doch Lämmchens Charakterstärke und ihr unerschütterlicher Optimismus lassen sie bis zum bitteren Ende unverbrüchlich an ihre Liebe und ihr kleines Glück glauben.

Die eindringliche und sehr erfolgreiche Theaterbearbeitung des belgischen Regisseurs Luk Perceval greift die Thematik und die Stimmung des weltberühmten Fallada-Romans auf und erzählt warmherzig und abgründig zugleich die Geschichte eines unvergesslichen jungen Paares, das sich in einer Welt voller Missgunst, mit immer stärker werdendem Nationalismus und wirtschaftlicher Not mit großer Kraft und großem Lebensmut zu behaupten versucht. Die Kieler Inszenierung wird von Livemusik begleitet, die den besonderen Sound der Zeit aufgreift und fortschreibt.

Premiere: 30. September 2022

Hinweis zu sensiblen Inhalten​​​​​​​

Download: Gruppenbuchungsformular

Audio

Werkeinführung in 2 Minuten: Kleiner Mann, was nun?

Pressestimmen

Liebe im Hamsterrad (04.10.2022)

In einem Raum, der keinen Zweifel lässt an der Klassenteilung der Welt (Bühne: Falko Herold), daran, dass es hinter der Wand vielleicht keine bessere, aber doch eine reichere Welt gibt, hat Regisseurin Alexandra Liedtke Hans Falladas 1932 erschienenen Erfolgsroman »Kleiner Mann, was nun?« angesiedelt. Ein Abend so bildstark wie soghaft konzentriert, so kurzweilig wie tief gehend.

Die Bühnenbearbeitung von Luk Perceval für die Münchner Kammerspiele (2009) ist dafür die gelungene Vorlage; und Liedtke sorgt mit präziser Regie und ihrem glänzenden Ensemble dafür, dass die Liebesgeschichte von Pinneberg und Lämmchen, die an der Wirtschaftskrisenstimmung 1929 zu zerschellen droht, so begreiflich wird.

Eva Kewer und Hauke Petersen spielen das Paar mit leuchtender Wahrhaftigkeit, locker schwingend zwischen Darstellung und Selbsterzählung.

Kieler Nachrichten - Ruth Bender

Liebe in Zeiten der Krise (05.10.2022)

»Kleiner Mann, was nun?« von 1932 passt verstörend gut in unsere Zeit. Alexandra Liedtke hat die Geschichte um eine unerschütterliche Liebe in politisch und wirtschaftlich schweren Zeiten am Kieler Schauspielhaus inszeniert. Die schlanke Bühnenfassung von Luk Perceval, in der die Figuren wechselseitig zum Erzähler werden, ist bei ihr in den besten Händen. Mit Fingerspitzengefühl lässt sie brüchigen Charaktere aufmarschieren, bezieht durch Zeitzeugen in Videoprojektionen die Historie mit ein und arbeitet so mit einem famos aufspielenden Ensemble das Dilemma des kleinen Mannes heraus, [...]. 

Zurückhaltend und ungemein stimmig musikalisch unterstützt von Axel Riemann und Ture Rückwardt (Komposition und musikalische Leitung: Karsten Riedel) geschieht das alles ohne Larmoyanz und triefenden Naturalismus. 

Gekonnt balanciert Hauke Petersen die verdruckste Körpersprache seines Pinneberg zwischen getriebener Beflissenheit und Groteske aus und gibt damit seinen grandiosen Einstieg in das Kieler Ensemble. Nicht minder überzeugend ist Eva Kewers pragmatisch auftrumpfendes »Lämmchen«. [...]

Schleswig-Holsteinische Landeszeitung - Sabine Christiani